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Als Frau Alleine Reisen

Alleine Pilgern © Marion Rotter

„Ach nee, komm, Marion! Du jetzt auch? Jakobsweg?! Du bist doch nicht mal katholisch! Hast jetzt auch eine Midlifecrisis? Bist du noch zu retten! Das ist doch sicher gefährlich, so alleine! Ruf mich aber bitte jeden Tag an!“

Kommen Euch diese Aussagen bekannt vor? Ja dann wart ihr wohl auch schon einmal alleine unterwegs. 
Wenn ich nach Madrid fliege, oder alleine durch Venedig gondle, ist das für meine Mitmenschen ja noch ok. Aber nur mit Rucksack und Pilgerpass von Porto in Portugal nach Santiago de Compostela? Und das mutterseelenallein?! Das hat so Einigen zu kiefeln gegeben.

Wie die Umwelt auf deine Reisepläne reagieren kann

Vorneweg meine liebe Mama. „Kind, muss das den sein. Das ist doch gefährlich! Ich werde drei Wochen kein Auge zu machen, wegen dir!
Mein Männchen machte zwar keine „Männchen“, aber er belächelte wohl mein Vorhaben zunächst. Denn – Ich bin jetzt aber wirklich nicht die sportlichste und so 270 Kilometer per Pedes? Nun, er hat es nie ausgesprochen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass auch er mir das nicht zugetraut hätte und – ja er wirkte immer erleichtert, wenn ich mich einmal am Tag meldete.

Risiken abschätzen

Dubai 2000 Rodtrip durch die Wüste

Dubai 2000 Road Trip durch die Wüste

Wie ist das nun. Ist es wirklich gefährlich, als Frau alleine zu reisen? Ich sage mal Jein.  Kommt drauf an. Auf die Frau und auf das Land, in dem SIE alleine zu Reisen begehrt. Ich würde bei einem Road Trip von Ägypten nach Mombasa jetzt mal eher abraten. Aber das hat nicht in erster Linie mit dem schwachen Geschlecht zu tun – es ist tatsächlich saugefährlich. Auch für die Herren der Schöpfung. Was dann noch dazu kommt, ist die Kultur in diesen Ländern, die man queren müsste. In vielen afrikanischen Ländern ist das Reisen ohne männlichen Beschützer verpönt. Da kommen dann also noch ein paar Probleme mehr dazu. Übrigens plane ich dennoch eine solche Wahnsinnsreise. Derzeit lässt es aber die politische Lage in einigen Ländern nicht zu. Kommt Zeit, kommt Chance.

Gut geplant ist halb gereist

Dune 45 Namibia Sossusvlei

Dune 45 Namibia Sossusvlei

Aber ein Backpack durch Europa? Spanien? Portugal? Also ich sage nein. Man kann überall Pech haben. Auch im eigenen Wohnort, im Shopping Center bestohlen werden, Auf dem nächtlichen Heimweg belästigt werden usw. Da braucht man nicht ins Ausland gehen. „Das Leben ist so gefährlich, dass es bisher noch niemand überlebt hat!“ pflegte ein guter Freund immer zu sagen. Und da geb ich ihm recht.

Wer viel reist, weiss dass man mit Anpassung an die regionalen Gepflogenheiten relativ unbehelligt seine Wege gehen kann. Nur wer auffällt, wird zur Zielscheibe. So auch meine Erfahrung. Mit ein wenig Feingefühl und Aufmerksamkeit kommt man überall weiter.

Ja und der Jakobsweg ist eben genauso gefährlich, wie ein Bummel abends um halb Zehn über die Mariahilferstrasse in Wien. Ich habe souverän überlebt, wurde weder überfallen, noch ausgeraubt noch verscharrt. Steigst Du zu Hause in ein Auto, wenn es hält und lässt dich von einem wildfremden Mann, ein Stück mitnehmen? Nein?! Gut. Dann tue es doch auch nicht auf deinem Rucksacktrip durch Kroatien.  Deine Wertsachen lässt Du in München auch nicht auf dem Kaffeetisch liegen, wenn du kurz aufs Klo musst? Dann mach es einfach auch nicht in Istanbul. Ganz einfach. Mit Englisch kommt man meist überall weiter und ein paar Brocken Landessprache haben auch noch nie geschadet. Es gibt auch unzählige Apps fürs Mobile.

Prävention

Reiseziele für Allein Reisende Frauen

Rom sehen und doch nicht sterben.

Thema Belästigung. Ich wurde nicht belästigt, mir ist keiner nachgestiegen – allerdings bin ich aber auch aus diesem potentiellen Alter rausgewachsen. Wird man mit 50 mal belästigt, freut man sich ja fast darüber. Denn in diesem Alter wird man für das männliche Geschlecht, mehr und mehr unsichtbar.

Als junge, attraktive Frau unsichtbar durch eine Gruppe lärmender, männlicher Jugendliche zu gelangen, wird jetzt schon schwieriger. Dafür muss man schon so einiges tun, bzw. nicht tun. Nämlich die noch knackigen weiblichen Attribute nicht so sehr zur Schau stellen. Das Outfit geht hier besser in Richtung Unscheinbar. Weites, Bequemes, nicht zu sehr Ausgeschnittenes. Körperteile, die dem männlichen Gehirn falsche Signale senden könnten,  einfach mal zudecken. Hilft nicht immer, aber ist doch durchaus besser, als in Hotpants und Peeptoes nachts über die Rambla in Barcelona zu trippeln.

Kontakte knüpfen

Und was kann man tun, wenn man sich vielleicht nun, ungewohnt , das erste mal alleine auf Reisen bewegt und einem die Courage auf dem Weg abhanden kommt? Man sucht sich Ansprache.

Im Idealsten Falle, eine offensichtlich ebenfalls alleinreisende Frau. Ansprechen, und wenn sie nett ist, einfach plaudernd ein Stück des Weges gemeinsam gehen. Im Zug ein Abteil suchen, in dem auch andere Frauen und Kinder sitzen. Und am Jakobsweg fand ich einige ebenfalls alleine pilgernde Frauen, mit denen ich immer mal wieder ein Stück gemeinsam des Weges ging, oder mir ein Stockbett in der Herberge teilte. Praktisch sowas. Während Eine beruhigt zum duschen verschwinden kann, hält die Andere eben mal die Augen offen und einen Blick auf das Gepäck der Kollegin. Weiterer Effekt – man startet die Reise alleine – und kehrt mit neuen Freundschaften im Gepäck nach Hause zurück. Das gefällt mir am alleine Reisen am Besten!

Meine Tipps wenns kritisch wird

  • Konfrontation was nun?
    Ruhig bleiben – fester Blick, direkt in die Augen. Ruhige, gelassene Wortwahl. Wir Frauen neigen gerne dazu, in Stresssituationen, die Stimme um eine Oktave zu erhöhen. Hohe Töne wirken aber beim anderen Geschlecht eher noch anziehender und schwächer, als abstoßend oder stark. Kurze Sätze. „Gehen Sie mir bitte aus dem Weg.“ „Do not touch me!“ „Hau ab!“ „Lass das sein.“ “ NEIN“. Ein passende Repertoire in der Landessprache auswendig lernen. Stelle Deine Füße etwas breiter auf. Achte auf Abstand, aber möglichst ohne rückwärts zu gehen. Halte Deinen Arm vor Dich, mit flacher Hand in die Richtung des Kontrahenten. Gerade in arabischen Ländern wirkt diese eindeutige Geste – „Bis hier und nicht weiter“,  oft Wunder.
  • Bauchgefühl 
    Ab dem Moment, wo Dir Dein Bauchgefühl signalisiert, dass etwas nicht ok ist – ist es meistens auch nicht mehr ok.  Du fühlst Dich verfolgt? Suche Anschluss, gehe bewusst in Gegenden mit viel Frequenz. Einer Reisegruppe anschließen und einfach mit diesen Leuten weitergehen. Jeder Reiseleiter hat SOFORT absolutes Verständnis, wenn Du Deine Situation erklärst.
  • Leere Gegenden, Seitenstrassen dunkle Durchgänge meiden
    Venedig am Abend ist schön. Aber ein Überfall in einer der engen Kanäle und Gassen ist schnell passiert und der Dieb hat die bessere Ortskenntnis und ist mit Deiner Handtasche über alle Brücken, noch bevor du „Hey“ schreien kannst. Am besten ist sogar, wenn man auf Handtaschen und Rucksäcke beim Sightseeing verzichtet und  die Wertgegenstände im Hotelsafe lässt, oder in einem der Schliessfächer in einem Bahnhof weg sperrt. Mit etwas Bargeld in der Hosentasche, oder im Brustbeutel, bummelt es sich ohnehin viel besser durch die Rambla.
  • Mobile Dienste Auslandtarife Wertkarten
    Wenn möglich, kaufe dir bei Deinem Telekom Anbieter ein Auslandspaket für das Smartphone.Oder besorge Dir eine Wertkarte am Urlaubsort und teile Deine ausländische, temporäre Nummer den Daheimgebliebenen mit.
  • Stell Ortungsdienste nicht ab. So findet man Dich im Zweifelsfalle sehr schnell.
  • Kontrollanrufe: Eine Person im Freundeskreis sollte man regelmäßig anrufen.  Bleibt dieser Anruf aus, weiss man zumindest zuhause das jetzt was nicht stimmt.
  • Kommuniziere auch die kurzfristigste Reiseänderung. Mache Fotos von neuen Bekannten mit dem Mobile – und schicke sie  deiner Kontaktperson daheim. „Das ist Piere – hab ich heute kennengelernt. Wir gehen heute essen.“
  • Regionale Notrufnummern, Nummern von Pannenhilfen und Abschleppdiensten, Ärztenotrufe ins Smart Phone einspeichern. Es ist so cool, wenn man zwischen Mombasa und Nairobi Nachts um halb Drei, selbst die Pannenhilfe rufen kann.
  • Positiv denken – für uns Europäer klingen manchmal Stimmen im Ausland aggressiv oder bedrohlich, dabei hat jemand doch nur einen Witz gemacht über den jetzt fünf Männer im Teehaus des Basars losbrüllen. Cool bleiben freundlich bleiben, aus dem Weg gehen.

Es kann immer was passieren – aber wenn man gewisse Vorbereitungen und Vorsichtsmassnahmen im Vorfeld getroffen hat, geht man auch viel souveräner durch die Weltgeschichte und das kommt auch so selbstsicherer rüber.

Ich wünsch Dir eine tolle Reise!

Du planst ebenfalls einen Pilgertrip und suchst nach Anregungen und Geschichten rund ums Pilgern? Dann schau einfach bei mir vorbei. Mein Pilgertrip gibt es da in Episoden nachzulesen und sicher ist der Eine oder Andere Tipp dabei. Und wenn nicht – frag mich einfach. 

Pilger Tagebuch von Porto nach Santiago de Compostela

Unsere Tipps für Deine Reiseplanung