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Ich habe schon eine Weile nicht mehr einfach „nur“ gebloggt, sondern immer nur meine wöchentlichen Aktionen, wie z.B. die Glücksmomente, gemacht. Heute habe ich aber wieder ein wenig Zeit und möchte von einer Begegnung mit Eltern aus der KiTa erzählen, die mir schon seit Wochen in den Fingern brennt. Ich finde es ist ein wichtiges Thema und kommt zur Zeit immer wieder auf den Tisch. Aber lest selbst.
Vor einiger Zeit hatten wir in der KiTa der Mini ein Sommerfest, und dort nehme ich euch jetzt via meiner Zeitmaschine mit hin.
Wir sind mit Vorfreude und mit einem bitteren Beigeschmack im Mund auf dem Weg zur KiTa. Bitter, weil zwei liebe Erzieher dort auch Ihren Abschied feiern. Mini ist aufgeregt, sie hibbelt in ihrem Sitz und freut sich auf Ihre Freunde. Wir sind spät dran, was ich absolut nicht leiden kann und kommen noch so gerade pünktlich, bevor es offiziell los geht. Mini flitzt direkt zu Ihren Freunden und die große findet auch gleich Ihre Freundin, mit der sie loszieht. Ich setzte mich, mit sach und pack, an einen Tisch mit mir bekannten Gesichtern und wir verfallen gleich ins Gespräch. Auf einmal steht Mini neben mir und lacht sich kringelig „Mama sie mal, der Thomas* ist ein Mädchen“. Ich sehe mich um und sehe Thomas bei seinen Mamas, gleich mit am Tisch gegenüber, stehen. Tatsächlich Thomas trägt rosa Shorts, ein pinkes Oberteil und einen Haarreif. Das erste was mir durch den Kopf schießt und was ich gleich, laut, ausspreche ist „Oh, das Shirt könnte sogar mir gefallen“. Thomas, Mini und Thomas seine Mütter sehen mich an und fangen gleich an zu lächeln. Mini grinst noch kurz, schnappt sich dann Thomas‘ Hand und zieht ihn zum spielen mit.
Ich komme mit den Müttern ins Gespräch. Sie erzählen mir, das Thomas neue Kleidung benötigte und sie mit Ihm einkaufen waren. Er habe sich in der Mädchenabteilung gleich in die rosa Sachen verguckt und wollte sie unbedingt haben, sowie ein Kleid, welches er zu Hause trägt. Ich bin begeistert und teile Ihnen das auch absolut ehrlich mit. Ich finde es toll, dass die beiden Ihrem Sohn die Freiheit zur Entfaltung lassen und Ihm nicht verbieten auch „Mädchenkleidung“ zu tragen. Schließlich weicht Ihr Sohn dadurch der Norm ab.

gefunden auf bixabay.com
Ich halte von diesem ganzen Hype bzgl. Transgender nicht viel und bin der Auffassung, dass jedem selbst überlassen sein soll, was er trägt, was er ist und wie er Leben möchte. Die beiden Mamas scheinen erleichtert über meine Meinung zu sein. Sie sagen, dass sie hier in der KiTa noch nicht viel darauf angesprochen wurden und dass bei Ihnen auch die Befürchtung vor negativen Worten gegenüber Ihrem Sohn und sich selbst mit schwingt. Sie sind ein Lesbisches Paar und haben natürlich die Sorgen, dass man Ihnen jetzt den Stempel aufdrückt, dass sie Ihre Kinder zur Homosexualität heran erziehen. Man kenne ja die allgemeine Gesellschaftliche Meinung, und die festgefahrene Norm. Es hat wohl schon Äußerungen diesbezüglich gegeben. Da muss Ich ihnen leider recht geben. Natürlich, kann es passieren, dass der Junge und auch die beiden extremer angesehen und Verurteilt werden. Unsere Gesellschaft tut immer so unglaublich Aufgeklärt, aber im tiefen inneren ist sie noch immer sehr Altmodisch und Engstirnig. Wir reden noch eine Weile über alles Mögliche und das Thema Thomas und seine rosa Kleidung rückt schnell in den Hintergrund. Im großen und ganzen ist es wunderschöner Nachmittag mit leckerem Grillwürstchen, vorzüglichen Salaten und außerordentlich guten Gesprächen.
Ich finde es sehr schade, dass die beiden Mamas von Thomas, sich, Ihr Leben und ihre Erziehung rechtfertigen müssen. Was ich allerdings sehr cool finde ist, dass Thomas hier in seiner KiTa und auch seine Mamas hier in der KiTa völlig akzeptiert und toleriert werden. Und ich möchte nur am Rande erwähnen, dass unser Kindergarten eine katholische Einrichtung ist. Ich habe noch keinen gesehen oder gehört, der die beiden/ die drei dumm angemacht hat. Sei es von den Kindern, Eltern oder Erziehern. Sie gehören dazu. Auch mit Ihrer Homosexualität. Es war von Beginn an keine Problematik erkennbar. Natürlich mussten erst mal die Fronten geklärt werden zwischen dem Kindergarten und der anderen Lebenssituation dieser Familie, aber es hat alles geklappt. Die Mamas sind sogar hoch engagiert in unserer KiTa und verdienen dafür schon ein sehr großes Lob. Auch Thomas wird mit seiner „Mädchen-Phase“, wenn es eine ist, völlig akzeptiert. Die Kinder haben zu Beginn zwar mit einem Lächeln oder sogar Lachen reagiert, wie meine Mini auch, aber Thomas steht da drüber und spielt einfach normal weiter. Das ist für die Kinder kein Problem. Natürlich fällt Thomas ein wenig aus dem Rahmen mit seiner Kleidung, aber hey, der Junge fühlt sich wohl. Und wer sagt denn, dass Jungs nicht rosa und Mädchen nicht blau tragen dürfen, wenn es Ihnen gefällt. Wenn ein Mädchen in vermeidlichen Jungenfarben herumläuft, dann kräht kein Hahn danach, aber sobald ein Junge in vermeidlichen Mädchenfarben herumrennt, dann machen viele den Mund auf.
Öffnet eure Augen und werdet toleranter.
Macht es wie die Kinder: Seht hin, lächelt und dann nehmt sie an die Hand und geht mit Ihnen, in voller Akzeptanz ihres seins.
* Name wurde aus Gründen der Wahrung der Privatsphäre geändert
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 29.7.16 auf mamasmaeuse.de
