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Sich in die Position des Anderen versetzen können. Das ist – runtergekocht auf das Wesentliche – die Definition von Empathie.

Kennt Ihr aus Eurem Alltag das Gefühl, dass der eine mehr mit dieser schönen Eigenschaft gesegnet ist als der andere?

Und würdet Ihr so manchem Kollegen nicht gern eine Schulung im guten alten Fingerspitzengefühl angedeihen lassen?

Verständlich. In meinem Blogpost zerlege ich die Empathie für Euch in Teile und zeige Euch was trainierbar ist. Man unterschiedet in emotionale, kognitive und soziale Empathie.

Details zu den Empathieanteilen

Die emotionale Empathie wird tw. als emotionale Sensitivität bezeichnet. Sie ermöglich, das selbe zu fühlen wie andere Menschen (tatsächliches Mitgefühl).

Hinzu zeichnet sie sich aus durch Merkmale wie emotionale Ansteckung (Stimmungsübertragung) und Hilfsimpuls. Emotionale Empathie ist eine nahezu „automatische“ Reaktion auf die Gefühle Anderer.

Beispiel: Eine Mutter, die bis zu acht verschiedene Tonlagen ihres schreienden Babys unterscheiden kann und nahezu „automatisch“ auf jede Tonlage anders (zutreffend) reagiert.

Übrigens: Betroffenheit allein ist kein zuverlässiges Anzeichen von Empathiefähigkeit. Die emotionale Empathie macht es möglich, sich in die Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen. Das ist besonders wichtig, wenn es darum geht, vertrauensvolle, gut „funktionierende“ zwischenmenschliche Beziehungen zu schaffen. Emotionale Empathie stärkt den Zusammenhalt.

Das wichtigste Merkmal der kognitiven Empathie ist die Fähigkeit, nicht nur die Gefühle, sondern auch die Absichten und Motive anderer Menschen zu verstehen, um auf ihr zukünftiges Verhalten schließen zu können. Dazu gehört auch z.B. die Fähigkeit Körpersprache in die Situationseinschätzung korrekt einzubinden. Ist dieses „Gespür“ sehr schwach ausgeprägt, sind wir ev. „blind“ dafür, was wir mit Worten oder Taten bei anderen Menschen anrichten können. Damit heben wir auch die Wahrscheinlichkeit häufiger in (unnötige) Konfliktsituationen zu geraten.

Die Fähigkeit der zuverlässigen Einschätzung der Folgen eigener und fremder Entscheidungen und Gefühle stärkt das Verantwortungsbewusstsein und fördert eine erfolgreiche vorausschauende Planung. Sprich: Kein nach mir die Sinnflut!

Die dritte Teilkompetenz, die soziale Empathie, macht es möglich, das Verhalten komplexer Systeme in mehrdeutigen und/oder neuen Situationen zu verstehen.

Beispiel Auswirkung im Unternehmen

Ein Beispiel sind soziotechnische Systeme, wie zum Beispiel ein Unternehmen. Zur sozialen Empathie gehört auch die Fähigkeit, sich spontan und intuitiv „richtig“ auf Menschen mit äußerst unterschiedlichen charakterlichen Eigenschaften aus verschiedenen sozialen Schichten, Altersgruppen oder Kulturen einzustellen. Zum Beispiel im Falle eines Unternehmens/Krankenhauses muss ein Geschäftsführer/PDL in der Lage sein zutreffend abzuschätzen, wie sich eine Entscheidung über alle Hierarchieebenen hinweg auswirken wird. Diese Fähigkeit nennt man auch „Executive Intelligence“ (wer hier weitergooglen will: Es gibt Studien von Menkes und Nohira). Erfolgreiche Führungskräfte haben oft ein intuitives „Gespür“ dafür, wie sie den Teamgeist fördern können, dies ist auch auf ihre hoch ausgeprägte soziale Empathie zurückzuführen.

So richtig trainierbar von den drei Komponenten ist (leider nur) die kognitive Empatie. Die beiden anderen sind eher abhängig von unserer ganz persönichen Veranlagung und Charakterstruktur. Aber dennoch IST ein Teil trainierbar und wenn wir uns überlegen, wie ausschlaggebend positive Interaktionen für den Erfolg einer Zusammenarbeit, egal ob unter Kollegen oder zwischen Patient und Pflege, ist, dann sollte man jede Möglichkeit ergreifen.

Trainingsansätze

Hier geht es vor allem um Sensibilisierung und Bewusstmachen von Eigenwirkung und Fremdwirkung in bestimmten Situationen. Training funktioniert also über Reflexion über Verhaltensbeispiele oder gar Verhaltensmuster. Dafür genutzt werden könnten – abgesehen von einer Sammelrunde, was denn für den Einzelnen Empathie überhaupt bedeutet – Fallbesprechungen, Rollenspiele, Fantasiereisen inkl. Reflexion uvm.

Für eine konstruktive und tatsächlich verändernde Sensibilisierung ist unbedingt ein geschützter Rahmen, Wiederholungen und kollegiale Vernetzung notwendig. Sonst verbleiben Trainingsversuche nur bei dem Berühmten Tropfen auf den heißen Stein.

Kennt man als Personalentwickler leider auch von anderen Themen… pickt man nur Einzelne aus Teams aus und schmeißt sie „ungefiltert“ zurück, könnte eine Evaluation des zu trainierenden Themas nicht sehr schön ausfallen.

Ich lasse es mir nicht nehmen und Frage in die Runde: Was ist denn Empathie für Euch, liebe Leser? Was braucht Ihr in Eurem Pflegealltag, um konsequent empathisch handeln zu können?

Freue mich auf Eure Kommentare, Eure Kasia von PflegePsychologisch
P.S.: Bildrechte: Fotolia/Ocskay Mark