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Das Thema lautete: Soviel kostet ein Buch – soviel verdiene ich ? Ob es so gekommen ist, dürft ihr entscheiden. Ich finde den Gastbeitrag extrem gut gelungen und der Anfang zauberte mir ein Grinsen ins Gesicht! Wenn ihr es lest dann wisst ihr auch warum!
Fragen kostet nichts, habe ich mir gedacht und deswegen Kera Jung gefragt ob sie mit macht und sie machte mit =), was mich wirklich extrem freut. Deswegen darf ich euch heute den Gastbeitrag von Kera Jung vorstellen. Viel vergnügen beim Lesen !
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Aus dem Leben einer Autorin …
Morgens gegen 13 Uhr dringen die ewig tschilpenden Geräusche des nervenden Federviehs durch das weit geöffnete Fenster an ihr gemartertes Ohr. Gott, wie sie dieses Theater hasst! Vielleicht hätte sie doch nicht nach Malta, sondern eher Schottland ziehen sollen. Da ist es wenigstens nicht dauerhaft warm, womit auch die Sommer-Morgen-Lärmvögel einen nicht ganzjährig foltern können.
Das ist doch kein Leben, verdammt!
Sie gähnt, streckt sich ausgiebig und schiebt dann ihre Augenmaske auf die Stirn, womit die Realität Einzug hält.
Sonnenschein!
Und auch noch so viel!
Bäh!
»George?« Ihre Stimme klingt belegt und ist kaum hörbar, dennoch muss sie ihren Ruf nicht wiederholen. Denn wenig später steht ihr Butler im Raum. Der muskulöse Oberkörper ist nackt, nur eine Fliege trägt er um den Hals, um die Etikette zu wahren. Die Haut schimmert bronzen – in der Zeit, in der er ihr nicht zu Diensten ist, pflegt er seinen Körperkult.
»Nur für dich«, wispert er ihr häufig ins Ohr, wenn die Situation es zulässt. Momentan wirkt er jedoch dienstbeflissen und ganz der Lakai, den sie eingestellt hat.
»Madam?«
»Frühstück, George.« Sie winkt ihn entnervt hinaus, zu viel männliche Schönheit am frühen Morgen macht nur gierig.
Nur wenige Sekunden später fährt er den Servierwagen in den Raum, hilft ihr, sich aufzusetzen – Gott, der Mann ist nicht nur schön, sondern auch stark! – und stellt dann das Tablett vor ihr auf das Bett, auf dem sich frisch gebackene, noch dampfende, köstlich duftende Buttercroissants, Ei, Kaffee, Butter und Orangensaft befinden.
»Du mästest mich, George«, klagt sie aufgesetzt. »Jetzt muss ich noch eine Stunde mehr auf dem Laufband schuften. Wann soll ich nur schreiben?«
Er sieht auf, die Lippen zu diesem sanften, höschennässenden Lächeln verzogen. »Deine Figur ist perfekt, Honey. Und eine Stunde zwischen acht und neun abends wird doch wohl reichen. Wenn deine Leser ein bisschen auf das nächste Buch warten müssen, sind sie nur noch heißer darauf, es auch zu kaufen. Und abends bist du sowieso am kreativsten.«
Hach, was liebt sie ihren George, der in jeder Situation die richtige Erwiderung weiß und der so verdammt gut aussieht.
Der Tag, an dem sie sich entschloss, eine Autorin zu werden, war der glücklichste und vor allem gewinnbringendste ihres gesamten Lebens.
Achtung, das war ein Traum.
EIN TRAUM! (Wenn auch nicht unbedingt meiner.)
So in etwa – könnte ich mir jedenfalls vorstellen – fantasieren einige das grausame Vegetieren einer Autorin. Oder eines Autors, in diesem Fall heißt der Butler eben … Josephine.
Ein Dasein im ewigen Sonnenschein, mit Reichtum und ohne Probleme.
Die Realität sieht etwas anders aus.
Um ein Buch durchschnittlicher Länge (das wären rd. 70 000 Wörter, meist werden es aber mehr) zu verfassen, braucht man im Schnitt vier Wochen. Und es ist wohl jedem klar, dass es sich bei einem so rasant geschriebenen Werk um kein zukünftiges ausgezeichnetes Meisterwerk handeln wird, das zu lesen einst unsere Enkel im Unterricht gezwungen werden.
Die Rechnung ist einfach: Mehr Tiefe, mehr Verwicklungen, mehr Botschaften – MEHR ZEIT!
Die literarische Welt ist schnelllebiger geworden, dem Autor bleibt immer weniger Zeit, um sein Werk zu vollenden, wenn er seinen Bekanntheitsgrad erhalten und vielleicht noch ausbauen will.
Nach dem Schreiben kommt das Überarbeiten, was – so der Autor von morgens bis abends am Schreibtisch sitzt – ungefähr zwei Wochen in Anspruch nimmt. Es wird gefeilt, es wird geändert, kleine Logikfehler herausgenommen usw.
Jetzt trennen sich ein wenig die Wege: Die Verlagsautoren übergeben das Manuskript ihrem Verlag, die Self-Publisher gehen die nächsten Schritte allein – es sind in beiden Fällen dieselben.
Mindestens ein Durchgang beim Lektor. Ist er danach nicht zufrieden, erfolgt der zweite. Der Auftrag für das Cover beim Designer, daran wird herumgefeilt, bis es passt. Der Gang zum Korrektor, ein bis zwei Durchgänge, je nachdem, in welchem qualitativen Zustand das Manuskript ist.
In der Zwischenzeit beginnt die Werbung. Man erstellt und postet unzählige Ausschnitte, unterhält die Leser – oder versucht es zumindest. Es wird immer schwieriger, Aufmerksamkeit zu erwecken, und so investiert man jede Menge Geld in Promotion und Blogtouren, gibt Interviews, spendet Preise für Gewinnspiele, nimmt an Meet & Greets teil, führt Lesungen durch, geht zu Messen – was in den seltensten Fällen in Nähe des Wohnortes stattfindet. Es kommen also Hotelkosten und andere Reisekosten hinzu. Man kauft für den Release des Buches ein, zerbricht sich den Kopf, was man tun könnte, um innovativer, beeindruckender, BESSER zu sein, als der Rest der Autoren, die genau das Gleiche tun.
Was könnte ich verschenken, was verlosen, damit der von mir so geschätzte Leser meinem Buch eine Chance gibt, obwohl seine SUB bereits mit 100 Büchern überfüllt ist?
Und während all dieser Zeit hat man keinen Cent verdient, sondern gibt nur jede Menge Geld aus.
Das klingt vielleicht jämmerlich, doch so verhält es sich nicht. Es ist das übliche Leben eines Autors, der versucht, sein Produkt unter die Leute zu bringen. Ein Kaufmann, der seine Ware veräußern will, die er zufällig selbst angefertigt hat.
In Wahrheit ist es das beste für mich vorstellbare Leben, weil ich das tun kann, was ich will und schon immer wollte. Außerdem bin ich mein eigener Chef, ich teile meine Zeit ein, ich bestimme, wie lange mein Arbeitstag dauert und ob und wann ich Urlaub mache. Nur habe ich die Erfahrung gemacht, dass man selbst immer der härteste Boss ist.
Dann erscheint endlich das Buch und damit beginnt das Zittern. Wenn man hauptberuflich Autor ist, dann ist man zwingend vom Erfolg jedes Buches abhängig. Ab wann genau ein Buch als erfolgreich gilt, muss jeder Autor für sich allein bestimmen. Doch die Erfahrung zeigt, dass es immer schwerer wird, sich auf einem zunehmend gesättigten Markt zu behaupten. Der Druck wird härter, die Chancen, ganz weit oben zu landen, werden immer geringer und ein Bestseller – ich rede hier von Platz eins in den Amazon-Kindle-Charts – macht mit Sicherheit nicht reich, er verschafft maximal Zeit zum Aufatmen.
Es ist wie im übrigen Leben – nichts bekommt man geschenkt, nichts wird einem leicht gemacht. Die normalen Bedingungen eines Selbstständigen herrschen auch für jeden Autor.
Und ja, mein Leben hat sich dramatisch verändert – zum Positiven. Ich fahre jährlich in den Urlaub, ich führe ein Leben, das mich ausfüllt, ich habe nicht mehr Zeit für meine Lieben – das ist ein Mythos –, aber ich lebe die mir für sie bleibende Zeit intensiver. Keinen Tag will ich missen – aber ist dieses Leben einfach? Verdiene ich mein Geld im Schlaf?
Nein!
Ganz sicher nicht.
Was also bekommt ein Autor für ein E-Book, für das er 3,99 Euro verlangt? Was bleibt unter dem Strich übrig, nachdem er all das, was ich oben aufgelistet habe, bezahlt hat, auch die Miete und den Strom berappt, sein Kühlschrank gefüllt, und Autorate getilgt ist? Bitte vergesst darüber hinaus die Steuern nicht, die belaufen sich im Schnitt auf 35 Prozent – meist sind sie höher –, und die Krankenversicherung, die bei einem Selbstständigen auch separat zu Buche schlägt.
Nun, wenn er in der TOP 10 landet, dann kann er sich für einen kurzen Moment zurücklehnen, durchatmen, in Ruhe den Plot für den nächsten Roman entwickeln und dann frisch und ausgeruht mit seinem neuen Werk beginnen.
Wenn er es in die TOP 50 schafft, dann sollte er – wenn auch ruhig – sofort weiterschreiben.
Wenn er die Top 100 erreicht, dann sollte er sich mit dem Schreiben beeilen.
Alles, was darüber ist, bringt ihn in Existenznöte – wohlgemerkt, wir sprechen hier von hauptberuflichen Autoren, die von ihren Einnahmen leben müssen.
Das ist die Realität.
Man sollte nicht vergessen, dass ein Buch, das hauptsächlich auf dem E-Book-Markt und nicht im stationären Buchhandel erhältlich ist, eine Halbwertzeit von wenigen Tagen hat. Mit etwas Glück hält man sich drei Wochen in den Charts, dann ist es in der Versenkung verschwunden. Bei täglich tausenden Neuerscheinungen, ist das zwangsläufig. Ihr könnt ja nicht mehr als lesen.
Es mag sein, dass Stephen King nicht mehr über Geld nachdenken muss, von J.K. Rowling wissen wir es sicher. Die ungefähr 50 Autoren weltweit, die es an die Spitze geschafft haben, die Bestseller schreiben, egal, was in den Büchern steht, haben bestimmt keine Sorgen mehr, ihre Miete bezahlen zu können. Ich gönne es jedem vom Herzen. Doch alle anderen Autoren – und jetzt sollte jeder überlegen, mit wie vielen er selbst, und sei es nur über dessen Bücher, zu tun hat – schreiben ihre Geschichten in erster Linie, um zu leben.
Wenn ihr also weiterhin diese Vielfalt an Büchern haben wollt, dann kauft sie oder leiht sie eben aus. Eure Autoren werden es euch danken, indem sie euch regelmäßig mit schönen, traurigen, romantischen, dramatischen, vielleicht sogar blutig-gruseligen Geschichten den Tag ein bisschen heller und fantasiereicher machen. Ihr macht sie nicht reich, ihr zahlt nur den ehrlichen, nicht überteuerten Preis für ehrliche, nicht zu leichte Arbeit.
Eure Kera Jung.
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Ich bedanke mich ganz Herzlichst bei Kera Jung für den Gastbeitrag, es war für mich persönlich eindrucksvoll. Wenn ihr mehr über Kera Jung wissen wollt, dann bitte Hier klicken.
Solltet ihr noch Fragen haben, könnt ihr sie in den Kommentaren stellen und ich werde sie weiterleiten und euch Bescheid geben , wenn ich die Antwort habe
Hier kommt ihr zu den neuesten Buch von Kera Jung.
XoXo Michi XoXo
Ein toller Artikel, dem ich (mit 2 Ausnahmen) nur zustimmen kann.
1. Ich habe keinerlei Erfahrung mit eBooks.
2. Bei mir dauert das Schreiben eines Buches länger als 4 Wochen.